Was geschah im August 1903

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Wetterstationen August 1903

1.8.1903, Samstag

Eine Gruppe liberaler Zemstvo-Vertreter (Mitglieder regionaler Volksvertretungen) und bürgerlicher Intellektueller aus Russland beschließt auf einer Zusammenkunft in Schaffhausen die Gründung eines “Befreiungsbundes” in der Heimat. Dieser Bund soll nach den Vorstellungen der Gründer die Notwendigkeit einer neuen Verfassung mit konstitutioneller Monarchie propagieren.

Die Regierung von Elsass-Lothringen veröffentlicht die Vorschriften für den Betrieb von Arbeitsnachweisstellen die bereits in mehreren Städten existieren und den späteren Arbeitsämtern ähnlich sind.

Anlässlich der Eröffnung einer Landwirtschafts- und Industrieausstellung in der Provinz Venedig gibt der italienische Finanzminister Paolo Carcano in Udine eine positive Einschätzung der derzeitigen Wirtschaftslage Italiens. Der Überschuss des am 30. Juni beendeten Finanzjahres erlaube demnächst Erleichterungen für die Allgemeinheit durch eine Finanzreform.

Korrespondenten aus Russland berichten in deutschen Zeitungen von der wachsenden Streikbewegung in Südrussland. In den Ausstand getreten sind nun auch die Hafenarbeiter und Matrosen im Schwarzmeerhafen Odessa.

2.8.1903, Sonntag

In Anwesenheit des preußischen Handelsministers Theodor Adolf von Möller feiert die Hannoversche Maschinenbau-Aktiengesellschaft in Linden die Fertigstellung ihrer 4000. Lokomotive.

3.8.1903, Montag

Franz Joseph I., Kaiser von Österreich und König von Ungarn, legt Veto gegen die Absicht des Konklaves in Rom ein, Kardinal Mariano Rampolla zum Nachfolger von Papst Leo XIII. zu ernennen. Grund für den Vorgang ist die im Widerspruch zu den österreichischen Interessen stehende Ansicht Rampollas zur Balkanfrage.

4.8.1903, Dienstag

Zar Nikolaus II. von Russland und seine aus Deutschland stammende Frau Alix von Hessen-Darmstadt kehren von einer Wallfahrt nach Sarow an den Peterhof (Petrodworez) bei Petersburg zurück. Die Tatsache, dass Nikolaus II. sich in einer Zeit außen- und innenpolitischer Spannungen vorübergehend völlig aus der Politik zurückzieht, stößt in russischen Regierungskreisen auf Kritik.

In Heidelberg beginnen die Feierlichkeiten zum 100. Jahrestag der Reorganisation der Heidelberger Universität durch den Markgrafen Karl Friedrich von Baden.

In Berlin wird die erste internationale Konferenz für drahtlose Telegraphie eröffnet. Die deutsche Elektroindustrie als Veranstalter bemüht sich um internationale Absprachen für spätere Verträge über den Einsatz dieser für den Seeverkehr bedeutenden Funktechnik. Am 8. August endet die auch als “Vorkonferenz” bezeichnete Zusammenkunft jedoch noch ohne konkrete Absprachen.

Das am 31. Juli im Vatikan zusammengetretene Konklave verkündet das Ergebnis der Papstwahl: Das neue Oberhaupt der katholischen Kirche ist Kardinal Giuseppe Sarto, der bisherige Patriarch von Venedig und nun Papst Pius X.

5.8.1903, Mittwoch

Die Teilnehmer des französischen Lehrerkongresses in Marseille (bis 8. 8.) befürworten die antiklerikale Schulpolitik ihrer Regierung.

Nach Baku, Tiflis und Odessa kommt es nun auch in Kiew zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen streikenden Arbeitern und dem Militär. Dabei werden mehr als 100 Arbeiter erschossen.

6.8.1903, Donnerstag

In Neapel werden der frühere Bürgermeister der Stadt und weitere elf Angeklagte wegen “Unterschlagung zum Nachteil der Bevölkerung” zu längeren Gefängnisstrafen verurteilt.

Die Bergleute im Ruhrgebiet fordern wirksamere Maßnahmen gegen die im Revier sich seit Monaten ausbreitende Wurmkrankheit und finanzielle Unterstützung für die arbeitsunfähigen Kollegen. Besonders betroffen sind die Kumpel und ihre Familien aus Dortmunder Zechen. Etwa 50 000 Menschen sollen inzwischen in dieser Gegend erkrankt sein.

7.8.1903, Freitag

Die Kämpfe der makedonischen Unabhängigkeitsbewegung gegen die Oberherrschaft des Osmanischen Reiches haben seit Beginn des Monats wieder erheblich zugenommen. Das Komitee hat einen Aufruf an alle unverheirateten Bulgaren in Makedonien erlassen, worin sie zur Teilnahme an der Freiheitsbewegung aufgefordert werden.

In der sächsischen Industriestadt Crimmitschau treten die Beschäftigten der Textilbranche – zum großen Teil Frauen – in den Streik. Sie protestieren damit gegen die Ablehnung ihrer Forderung nach einer Lohnerhöhung, gegen einen Anstieg der Lebensmittelpreise von 5 bis 10% und für den Zehnstundentag. Der Arbeitskampf wird bis zum Januar 1904 andauern.

Kaiserin Auguste Viktoria, die Frau Wilhelms II., besucht die vom Hochwasser geschädigten Gebiete in Schlesien.

8.8.1903, Samstag

Die Fußballer der sächsischen Stadt Chemnitz schließen sich zum “Verband Chemnitzer Ballspiel-Vereine” zusammen.

In Verbindung mit dem 14. Jahresfest der Großloge der Guttempler Deutschlands wird in Berlin der erste Deutsche Abstinententag eröffnet (bis 11. 8.). Etwa 2000 Menschen aus mehreren europäischen Ländern nehmen an den Veranstaltungen der Guttempler teil, die eine völlige Enthaltsamkeit predigen.

Vor dem Pariser Schwurgericht beginnt der Prozess gegen die Hochstaplerfamilie Humbert. Der Prozess findet in der Öffentlichkeit viel Beachtung, da in die Affäre hochangesehene Mitglieder der Pariser Gesellschaft verwickelt sind und z.T. auch als Zeugen vernommen werden.

In der makedonischen Stadt Monastir (Bitola) wird der russische Konsul Rostkowsky von einem türkischen Polizisten erschossen. Der Konsul unterstützte die makedonischen Aufständischen und war deshalb seitens türkischer Behörden häufiger Kritik ausgesetzt. Nach dem Mord entsendet Russland ein Geschwader in Richtung des Osmanischen Reiches. Ein Konflikt kann abgewendet werden, da die Regierung in Konstantinopel ihr Bedauern über den Vorfall ausspricht.

9.8.1903, Sonntag

Im Petersdom von Rom findet die Krönung des neuen Papstes, Pius X., statt.

König Karl von Rumänien trifft zu einer Kur in Bad Ischl ein, wo er mit Kaiser Franz Joseph I. von Österreich zusammentreffen wird. Thema des Gesprächs ist die gespannte Lage auf dem Balkan.

10.8.1903, Montag

Ungarns Ministerpräsident Karl Graf Khuen-Héderváry, der erst am 27. Juni das Amt übernahm, erklärt seinen Rücktritt. Zudem bittet er das Parlament, sich bis zum Eintreffen Franz Josephs I., Kaiser von Österreich und König von Ungarn, zu vertagen. Nach Gesprächen mit Franz Joseph I. in Budapest (20.- 25. 8.) beauftragt ihn der Monarch am 22. September erneut mit der Regierungsbildung für Ungarn.

Bei einem Brand in der Pariser Metro kommen mehr als 160 Menschen ums Leben.

11.8.1903, Dienstag

Die königliche Kommission zur Regelung der Einwanderungsverhältnisse in Großbritannien veröffentlicht einen Bericht, worin sie strengere Einwanderungsbestimmungen fordert. Vorgeschlagen wird die Einrichtung eines Amtes zur “Zurückweisung unbrauchbarer Einwanderer”.

In der Umgebung von Saloniki nehmen die Kämpfe der makedonischen Aufständischen ein solches Ausmaß an, dass die osmanische Regierung erwägt, noch weitere türkische Truppen nach Makedonien zu entsenden.

12.8.1903, Mittwoch

Der kolumbianische Senat spricht sich gegen den zwischen den USA und Kolumbien geschlossenen Hay-Herrán-Vertrag über den Bau des Panamakanals aus und verhindert so die Ratifizierung.

Zar Nikolaus II. von Russland befiehlt die Einführung einer Statthalterschaft in Ostasien, in den Gebieten am Amur und Kwantungs. Dem Statthalter werden sämtliche Rechte der Verwaltung im zivilen und militärischen Bereich übertragen.

Gegen die Verlegung russischer Truppen nach Korea protestiert die japanische Regierung in Petersburg. Zugleich übermittelt Japan der Zarenregierung einen Vertragsentwurf, der u.a. die Unabhängigkeit und territoriale Unverletzlichkeit Chinas und Koreas gewährleisten soll. Am 3. Oktober überreicht Russland in Tokio einen Gegenentwurf, worin dieser Passus gestrichen ist.

Das britische Unterhaus genehmigt mit 92 gegen 18 Stimmen das Schifffahrtsabkommen der Regierung mit dem US-amerikanischen Morgan-Trust und der britischen Cunard-Linie.

13.8.1903, Donnerstag

Das nach der Ermordung von König Alexander I. am 11. Juni gebildete serbische Kabinett unter Jovan Avakumovic tritt aufgrund von Querelen im Kriegsministerium zurück. Avakumovic bildet daraufhin die Regierung um.

König Eduard VII. von Großbritannien trifft zu einer zweiwöchigen Kur in dem böhmischen Kurort Marienbad ein.

14.8.1903, Freitag

Durch einen K.-o.-Sieg über James J. Corbett in San Francisco verteidigt James J. Jeffries seinen Weltmeistertitel im Schwergewichtsboxen.

In Amsterdam beginnt ein internationaler Sozialistenkongress eine Tagung der Zweiten Internationale. Die bis zum 20. August tagende Versammlung verabschiedet eine Resolution über die Einheit sozialistischer Parteien.

In Dresden fordern verschiedene liberale Gruppierungen die Einführung des allgemeinen und gleichen Wahlrechts in allen Bundesländern des Deutschen Reiches.

15.8.1903, Samstag

Neuer preußischer Kriegsminister wird Karl von Einem, der Heinrich von Goßler ablöst.

Die sozialdemokratische Zeitung “Vorwärts” berichtet von einem Plan des deutschen Kaiserhauses, ein Schloss in Spandau bei Berlin errichten zu lassen. In den festungsähnlichen Bau wolle sich die kaiserliche Familie im Fall sozialdemokratischer Unruhen zurückziehen. Diese Nachricht dementieren die staatlichen Behörden; es wird ein gerichtliches Verfahren gegen die Redaktion eingeleitet.

In Krakau, der Hauptstadt des zu Österreich-Ungarn gehörenden Galizien, diskutiert die Presse die Forderung nach Verfassungsänderung in Zisleithanien. Angestrebt wird von den dort lebenden Polen eine föderative Organisation des von Österreich regierten Gebiets.

Star eines als “Weltmeisterschaft” ausgeschriebenen Schwimm-Sportfestes in Paris ist der Brite John Arthur Jarvis.

16.8.1903, Sonntag

Der Staatssekretär im Auswärtigen Amt, Oswald Freiherr von Richthofen, trifft zu Gesprächen mit Friedrich I., Großherzog von Baden, auf Schloss Mainau am Bodensee zusammen. Inoffiziellen Berichten zufolge versucht Richthofen den Großherzog für die Ansiedlung von kirchlichen Orden in Baden zu gewinnen.

17.8.1903, Montag

In Amsterdam wird die freigewerkschaftliche Internationale Auskunftsstelle der Handlungsgehilfen gegründet, die ihren Sitz in Hamburg nimmt.

Die Teilnehmer des ersten Kongresses der finnischen Sozialdemokratie planen eine verstärkte Aktion gegen die gültige ständische Verfassung in dem russischen Großfürstentum.

18.8.1903, Dienstag

In Dresden beginnt die 32. Versammlung des “Deutschen Photographenvereins”, verbunden mit einer umfangreichen Fotoausstellung. Protektor Kronprinz Friedrich August von Sachsen betont in seiner Rede, dass der künstlerische Wert der Fotografie in den vergangenen Jahren erfreuliche Fortschritte gemacht habe.

Den Stockholmer Hafen verlässt das Forschungsschiff “Fritjof” in Richtung Südpol; das Schiff soll dort mit der schwedischen Südpolarexpedition unter Otto Nordenskjöld zusammentreffen, die sich seit 1902 auf Grahamland aufhält.

19.8.1903, Mittwoch

Der Verband der deutsch-evangelischen Pfarrvereine tritt in Koburg zu seiner ersten Hauptversammlung zusammen. u.a. spricht sich die Mehrheit der Teilnehmer für einen Zusammenschluss der deutsch-evangelischen Landeskirchen aus.

Im Beisein des Großherzogs von Mecklenburg-Schwerin, Friedrich Franz IV., feiern die Bürger der Stadt Wismar die 100-Jährige Zugehörigkeit des Ostseehafens zu Mecklenburg. Vor 100 Jahren hatte Schweden die Stadt an Mecklenburg verpfändet.

20.8.1903, Donnerstag

Der aus Wien angereiste österreichische Kaiser Franz Joseph I. führt in seiner Eigenschaft als König von Ungarn in Budapest Gespräche zur Lösung der ungarischen Regierungskrise. Trotz intensiver Erörterungen mit den Parteiführern zeigen die Aktionen Franz Josephs jedoch kein Ergebnis.

21.8.1903, Freitag

Die diesjährigen Herbstmanöver des kaiserlichen Heeres beginnen in Alten-Grabow mit den Übungen der Kavallerie.

Die Berliner Polizei untersucht die Redaktionsräume des sozialdemokratischen Blattes “Vorwärts” aufgrund der Veröffentlichung über einen geplanten Neubau eines kaiserlichen Schlosses in Spandau bei Berlin.

22.8.1903, Samstag

Das Pariser Schwurgericht verurteilt die Mitglieder der Familie Humbert zu mehrjährigen Gefängnisstrafen wegen Betrugs und Hochstapelei.

Im britischen Hatfield stirbt im Alter von 73 Jahren Robert Arthur Talbot Gascoyne-Cecil, 3. Marquess of Salisbury, langjähriger Premierminister von Großbritannien. Der konservative Politiker war am 11. Juni 1902 aus Altersgründen von seinem Regierungsamt zurückgetreten.

Der Textilarbeiterstreik in der sächsischen Stadt Crimmitschau dehnt sich aus. Den Forderungen nach einer 145%igen Lohnerhöhung und dem zehnstündigen Arbeitstag schließen sich nicht nur die Arbeiter der Tuchfabriken, Trikotagenwerke und Spinnereien, sondern auch die Heimarbeiter an. Nach der Aussperrung von weiteren 7600 Arbeitern verhärten sich die Fronten zwischen Gewerkschaften und Unternehmern, so dass es auch bald zu gewalttätigen Auseinandersetzungen mit der Polizei kommt.

23.8.1903, Sonntag

In London wird der am 30. Juli begonnene zweite Parteikongress der russischen Sozialdemokraten beendet. Abstimmungen über eine von Wladimir I. Lenin geforderte Bildung einer zentralistisch gelenkten Partei führten zur Spaltung in Bolschewiki und Menschewiki.

Unter der Führung von Theodor Herzl diskutieren die Teilnehmer des sechsten Zionistenkongresses in Basel über einen zukünftigen Judenstaat.

24.8.1903, Montag

Mit dem feierlichen Pontifikalamt im Kölner Dom beginnt die 50. Generalversammlung der Katholiken des Deutschen Reiches. Zu den Teilnehmern der drei Tage dauernden Veranstaltung gehören auch zahlreiche Vertreter katholischer Gewerkschaften. Zu Beginn verabschiedet die Versammlung eine Resolution zur Begrüßung des neuen Papstes, Pins X. Außerdem wird darin die Unabhängigkeit des Vatikans gegenüber Italien gefordert.

Bei einem Brand des “Pariser Kaufhauses” in Budapest sterben über 60 Menschen. Kaiser Franz Joseph I. von Österreich, der z. Z. in Budapest weilt, besucht verletzte Opfer im Krankenhaus und besichtigt die Unglücksstelle. In der Auswertung der Katastrophe wird eine Überprüfung der Sicherheitsmaßnahmen gefordert.

25.8.1903, Dienstag

Die von der britischen Regierung eingesetzte Kommission zur Untersuchung des Burenkrieges (1899- 1902) in Südafrika veröffentlicht ihren abschließenden Bericht. Er enthält u.a. den Vorwurf an die Regierung, ungenügende Vorbereitungen getroffen zu haben. Zudem wird die mangelnde Information vor und während des Krieges gerügt.

26.8.1903, Mittwoch

Aus einem veröffentlichten Bericht der Hamburgischen Gewerbeinspektion geht hervor, dass sich die Drechslereien der Stadt in einer Krise befinden und schon zahlreiche Beschäftigte entlassen mussten. Als Ursache führt der Bericht die Wandlung des Verbrauchergeschmacks an, denn bei Gegenständen in der Art des modernen Jugendstils werden überhaupt keine gedrehten Hölzer mehr verwendet.

Einen Fackelzug zu Ehren des Berliner Kapellmeisters Felix Weingartner veranstalten die Bewohner des französischen Ortes La Côte-Saint-André. Weingartner hatte hier das Geburtshaus des Komponisten Hector Berlioz besucht und einen Kranz zu Ehren des Künstlers niedergelegt.

27.8.1903, Donnerstag

In einem Artikel im “Berliner Tageblatt” fordert ein leitender Arzt der Berliner Unfallstation eine bessere medizinische Versorgung in den Urlaubsorten, speziell in den Ostseebädern. Die meisten Orte verfügen über keine Unfallstation, und auch nötige Transportmittel wie Tragen fehlten.

28.8.1903, Freitag

Der französische Sozialistenführer Jean Jaurès äußert sich in der Publikation “Petite République” über die Diskussion innerhalb der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands über die Frage, ob ein Sozialdemokrat das Amt eines Vizepräsidenten im Parlament bekleiden dürfe. Marxistische Gruppen lehnen dies ab, da eine solche Funktion mit Demutsbezeugungen gegenüber der kaiserlichen Regierung verbunden sei. Jaurès verteidigt die Ansicht Eduard Bernsteins, der für die Übernahme einer solchen Aufgabe durch die SPD-Fraktion im Reichstag plädiert.

29.8.1903, Samstag

Der Delegiertentag der National-Sozialen Partei in Göttingen beschließt die Auflösung der Organisation aufgrund des geringen Erfolges bei den Reichstagswahlen am 16. Juni. Den Mitgliedern empfiehlt die ehemalige Führung den Anschluss an die liberale Freisinnige Partei.

Der russische Finanzminister Sergei Witte wird von Zar Nikolaus II. gebeten, von seinem Amt zurückzutreten. Statt dessen überträgt der Monarch dem Vertreter einer liberalen Wirtschafts- und Finanzpolitik die Präsidentschaft des Ministerkomitees. Aufgrund der Struktur der Regierung des Zaren ist Wittes Einflussbereich damit wesentlich eingeschränkt.

Das Apollotheater in Berlin bringt zwei Streifen aus dem Atelier des Filmpioniers Oskar Meßter zur Uraufführung, “Der lustige Ehemann” und “Der Specht”.

30.8.1903, Sonntag

Mit einer Feier im Dresdener Schloss Belvedere wird die 32. Versammlung des Vereins deutscher Architekten- und Ingenieurvereine eröffnet; sie dauert bis zum 2. September.

Fritz Opel, einer der fünf Söhne des Nähmaschinen-, Fahrrad- und Motorwagenfabrikanten Adam Opel, gewinnt zwei erste Preise beim Bahnradrennen in Frankfurt am Main.

31.8.1903, Montag

Delegierte nationalliberaler Jugendvereine des Deutschen Reiches fordern auf ihrer Tagung in Mannheim die Bildung einer Organisation nationalliberaler Wähler unter 40 Jahren und verlangen eine stärkere Betonung sozialpolitischer Programme in der Partei.

Die britische Zeitung “Daily Express” berichtet von antisemitischen Ausschreitungen aus Dowlais (Südwales). Dort in den Schieferbrüchen arbeitende Juden polnischer und rumänischer Herkunft wurden in den letzten Wochen von britischen Arbeitergruppen angegriffen.

Chroniknet