Was geschah im Januar 1916

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Wetterstationen Januar 1916

1.1.1916, Samstag

In seinem Neujahrs-Erlass fordert Kaiser Wilhelm II. verstärkte Anstrengungen an der Front und in der Heimat, um den Krieg zu einem siegreichen Ende zu führen.

Auf einer Geheimkonferenz in Berlin beschließt der Spartakus-Bund, eine Oppositionsgruppe innerhalb der SPD um Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg, Leitsätze für die politische Arbeit.

Die Stadt Jaunde in der deutschen Kolonie Kamerun wird von britischen und französischen Truppen besetzt. Die deutschen Verbände ziehen sich zurück.

Für die an der Ostfront kämpfende deutsche 10. Armee erscheint eine dreimal wöchentlich herausgegebene Zeitung. In der Eröffnungsnummer wird General Erich Ludendorff mit dem Satz zitiert: “Dem Russen sind wir über.”

Der Kriegsausschuss für warme Unterkleidung gibt bekannt, dass für die an der Ostfront kämpfenden Verbände warme Unterbekleidung, vor allem Lungen- und Brustschützer, benötigt werden.

Nach einer Meldung der Londoner Wirtschaftszeitung “Economist” beträgt der Preis für ein Vier-Pfund-Brot in Großbritannien neun Pence. Bei Kriegsausbruch belief sich der Preis auf fünfeinhalb Pence.

2.1.1916, Sonntag

Nach einer Mitteilung des Deutschen Fußballbundes sind von den 200 000 Mitgliedern rund 170 000 als Soldaten eingezogen.

König Peter I. von Serbien, der wegen der Besetzung seines Landes durch österreichisch-ungarische Truppen Serbien verlassen musste, trifft im griechischen Saloniki ein.

Der deutsche Heeresbericht meldet örtliche Erfolge am Hartmannsweilerkopf in den Vogesen. Dabei sind rund 200 Franzosen gefangengenommen worden.

3.1.1916, Montag

Nachdem bereits am 30. Dezember 1915 die Konsuln der vier Mittelmächte in Saloniki verhaftet worden sind, lässt die französische Militärkommandantur mehr als tausend dort lebende deutsche, österreichisch-ungarische, bulgarische und türkische Staatsbürger gefangennehmen. Die griechische Regierung protestiert bei den Entente-Mächten gegen die Verletzung ihrer Hoheitsrechte.

Im Deutschen Reich werden neue Höchstpreise für Speisefette festgesetzt. Für die Verbraucher bedeutet dies bei Margarine eine Anhebung von 1,40 auf 1,60 Mark für das Pfund.

Die Reichspost gibt bekannt, dass der Briefverkehr im Vergleich zu den Friedensjahren erheblich zugenommen habe. Allein der tägliche Feldpostverkehr übersteigt mit rund 18,7 Millionen Sendungen die gesamte Tagesbriefauslieferung des Reichspostgebietes von 1913.

4.1.1916, Dienstag

Die Landwirtschaftskammer für die Provinz Brandenburg gibt bekannt, dass sich Kriegsbeschädigte für einen dreimonatigen Lehrgang zur Ausbildung als landwirtschaftliche Büro-Beamte melden können.

Der Nachrichtendienst für Ernährung beziffert die Zahl der Luxushunde im Deutschen Reich auf zwei Millionen und fordert ihre Tötung, weil sie die Lebensmittelversorgung belasten.

Die französische Heeresverwaltung ordnet die Entwicklung eines metallenen Herzschildes an, das 10 cm breit und 5 mm dick werden soll.

Die österreichisch-ungarischen Truppen beginnen eine Offensive gegen Montenegro.

5.1.1916, Mittwoch

Im britischen Unterhaus beginnen die Beratungen über die Wehrpflichtvorlage. Das vom Premierminister Herbert Asquith eingebrachte Gesetz sieht die Heranziehung lediger und kinderlos gebliebener Witwer von 18 bis 41 Jahren zum Wehrdienst vor.

Die britische Regierung gibt bekannt dass sie im Laufe des Januars 30 000 weibliche Arbeitskräfte in den Regierungsdienst einstellen will.

Durch eine Windhose werden in den bayerischen Orten Steinfeld, Tressendorf und Wiedenfeld zahlreiche Häuser zerstört, Hunderte von Menschen werden obdachlos.

6.1.1916, Donnerstag

Die städtischen Körperschaften von Schöneberg bei Berlin beschließen die Stiftung von Sparbüchern für Kriegswaisen.

Auf seinem Neujahrsempfang erklärt Papst Benedikt XV. in Rom, angesichts des Krieges müsse man sich mehr denn je um das Haupt der Kirche scharen und Gebete zu Gott emporsenden.

Im britischen Unterhaus wird die Wehrpflichtvorlage in erster Lesung mit 403 gegen 105 Stimmen angenommen.

7.1.1916, Freitag

Deutsche Flugzeuge bombardieren die britischen und französischen Stellungen bei Saloniki.

Aus Anlass seines Geburtstages stiftet König Ludwig III. von Bayern einen Orden, das “König-Ludwig-Kreuz”. Es werden Personen ausgezeichnet, die sich an der Front und in der Heimat besondere Verdienste um Bayern erworben haben.

In einer Note an die amerikanische Regierung betont Deutschland den Willen zur Einhaltung der internationalen Seekriegs-Konventionen.

In der Reichshauptstadt Berlin wird die “Deutsche Kriegs-Ausstellung” eröffnet.

Im preußischen Kriegsministerium wird eine Außenstelle für die Offiziersversorgung eingerichtet, die preußische Offiziere beim Übergang in das Zivilleben beraten soll.

8.1.1916, Samstag

In Berlin wird eine Ausstellung von Wiener Künstlern eröffnet. Gezeigt werden u.a. Arbeiten von Gustav Klimt und Oskar Kokoschka.

Winston Churchill wird zum Bataillonskommandeur der an der französischen Front stehenden Royal-Scots-Fusiliers ernannt.

Wegen der schlechten Witterung verzeichnet der deutsche Heeresbericht nur kleinere Gefechte am Hartmannsweilerkopf in den Vogesen.

9.1.1916, Sonntag

Der SPD-Parteiausschuss berät die Vorgänge in der Reichstagsfraktion. Die Zustimmung der Fraktion zu den Kriegskrediten am 21. Dezember 1915 wird mit 29 gegen 11 Stimmen gebilligt; mit der gleichen Stimmenzahl wird das Vorgehen der 19 Abgeordneten verurteilt, die im Reichstag gegen die Kredite gestimmt hatten.

An der Dardanellenfront räumen die letzten britischen Verbände die Halbinsel Gallipoli.

Das britische Kriegsschiff “King Edward VII” läuft im Atlantik auf eine Mine und sinkt.

An der Bergstraße werden die ersten blühenden Mandelbäume beobachtet. In früheren Jahren hatte die Baumblüte frühestens im Februar begonnen.

In Berlin wird die Frühjahrsserie im Fußball eröffnet.

10.1.1916, Montag

Im schlesischen Hirschberg wird ein 17-Jähriges Mädchen in Männerkleidung aufgegriffen, das sich beim dortigen Jäger-Batailion als Kriegsfreiwillige melden wollte.

In Berlin trägt die Sozialistin Lily Braun ihre Vorstellungen zur “Frau von übermorgen” vor. Der neue Frauentyp wird nach Ansicht von Frau Braun die Aufgaben einer Mutter mit den Pflichten einer Staatsbürgerin verbinden.

Die Berliner Universität gibt bekannt, dass von den 7101 immatrikulierten Studenten 4107 eingezogen worden sind.

Rund 500 Auslandsdeutsche, darunter zahlreiche Missionarsfamilien, treffen im niederländischen Hafen Vlissingen ein.

Der mexikanische Rebellenführer Francisco “Pancho” Villa lässt im US-Bundesstaat New Mexico 18 amerikanische Bergleute bei einem Zugüberfall erschießen, um damit die Vereinigten Staaten in den mexikanischen Bürgerkrieg zu verwickeln.

Russische Truppen unter General Nikolai N. Judenitsch eröffnen eine Offensive gegen die osmanischen Truppen an der Kaukasusfront.

11.1.1916, Dienstag

Im Reichstag erklärt der konservative Abgeordnete Kuno Graf Westarp, dass bei der gebotenen Sparsamkeit durchaus genügend Lebensmittel für die Bevölkerung vorhanden seien.

Die SPD-Reichstagsfraktion wählt Friedrich Ebert als Nachfolger des wegen des Streits um die Kriegskredite zurückgetretenen Hugo Haase in den Fraktionsvorstand.

Österreichisch-ungarische Truppen stürmen den 1700 m hohen Lovcen in Montenegro.

12.1.1916, Mittwoch

Kaiser Wilhelm II. ordnet an, in diesem Jahr auf die anlässlich seines Geburtstages am 27. Januar vorgesehenen Veranstaltungen zu verzichten und stattdessen Liebesgaben für die Soldaten zu sammeln.

Französische und britische Truppen besetzen die griechische Insel Korfu.

13.1.1916, Donnerstag

In Tokio scheitert ein Bombenanschlag auf den japanischen Ministerpräsidenten Shigenobu Okuma.

Die beiden Jagdflieger Oswald Boelcke und Max Immelmann erhalten den höchsten preußischen Orden “Pour le mérite”.

Bei der Eröffnung des Preußischen Landtags im Königlichen Schloss in Berlin kündigt Ministerpräsident Theobald von Bethmann Hollweg eine Reform des preußischen Drei-Klassen-Wahlrechts für die Zeit nach dem Kriege an.

Karl Liebknecht und Otto Rühle erklären ihren Austritt aus der SPD-Reichstagsfraktion.

Eine Abstimmung unter den Mitgliedern des britischen Bergarbeiterverbandes ergibt eine große Mehrheit gegen die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht.

15.1.1916, Samstag

Durch einen Erlass des Bundesrates wird das gesamte im Deutschen Reich vorhandene Saatgetreide beschlagnahmt.

Zahlreiche Beamte mit ihren Angehörigen aus den ehemaligen deutschen Schutzgebieten in der Südsee treffen im Deutschen Reich ein.

Das “Correspondenzblatt” der Generalkommission der Gewerkschaften nimmt zur Lage in der SPD Stellung und betont die Notwendigkeit einer Einigung innerhalb der Sozialdemokratie.

Der Deutsche Reichstag beschließt die Herabsetzung des Rentenalters von 70 auf 65 Jahre.

Der erste Balkan-Express fährt von Berlin nach Konstantinopel.

Vizeadmiral Reinhard Scheer wird Chef der deutschen Hochseeflotte.

16.1.1916, Sonntag

Nach einer Mitteilung der Deutschen-Dichter-Gedächtnisstiftung in Hamburg sind im Jahr 1915 an die Frontsoldaten 148 801 Bücher unentgeltlich verschickt worden.

Auf Anordnung der Reichsgetreidestelle darf für die Mehlherstellung Roggen bis zu 82% und Weizen bis zu 80% ausgemahlen werden. Zum 1. Februar wird die wöchentliche Mehlmenge pro Person auf 200 g festgesetzt.

Ein Großfeuer vernichtet Teile der norwegischen Hafenstadt Bergen.

Die Tiroler Kaiserjäger begehen ihr 100. Stiftungsfest.

Die Truppen Montenegros stellen den Kampf ein.

17.1.1916, Montag

Königin Wilhelmina der Niederlande besucht die Überschwemmungsgebiete an der Zuidersee. Die Insel Marken steht vollständig unter Wasser.

Im Sitzungssaal des Preußischen Herrenhauses in Berlin wird der zweite Kriegslehrgang für Landfrauen eröffnet.

Die britische Regierung gibt bekannt, dass die Zahl der bisher nicht internierten Deutschen und Österreicher in Großbritannien 7449 bzw. 5088 beträgt.

Die Deutsche Reichspost teilt mit, dass Postanweisungen an deutsche Kriegsgefangene in Frankreich bis zu einem Betrag von 1000 Franc geschickt werden können.

18.1.1916, Dienstag

In Dresden geht eine zweitägige Wirtschaftskonferenz von Vertretern aus Deutschland und Österreich-Ungarn zu Ende. Konkrete Beschlüsse werden nicht gefasst, eine wirtschaftliche Annäherung wird aber als sinnvoll bezeichnet.

Bei einer Zusammenkunft mit dem bulgarischen Zaren Ferdinand im serbischen Ni verleiht Kaiser Wilhelm II. dem Monarchen den Feldmarschallstab; Wilhelm II. wird zum Chef des 12. bulgarischen Infanterieregiments ernannt.

Der österreichisch-ungarische Heeresbericht meldet ein Abflauen der Kämpfe in Ostgalizien, denen bei den angreifenden russischen Truppen rund 70 000 Soldaten zum Opfer gefallen sein sollen.

Im Reichstag werden die Anträge der Sozialdemokraten, den Belagerungszustand, die Pressezensur und das Verbot zur Erörterung von Kriegszielen aufzuheben, mehrheitlich abgelehnt.

Zur Verteidigung Ägyptens gegen Angriffe osmanischer Truppen treffen südafrikanische Einheiten in Kairo ein.

20.1.1916, Donnerstag

Die Reichs-Preisprüfungsstelle in Berlin bittet den Nationalen Frauendienst und das Deutsche Rote Kreuz, Verstöße gegen die Höchstpreisverordnung für Güter des täglichen Bedarfs zu melden.

Der schweizerische Bundesrat beschließt in Bern eine vierte Mobilisationsanleihe in Höhe von 100 Millionen Schweizer Franken.

Der Bayerische Landtag nimmt nach der Weihnachtspause seine Arbeit wieder auf. Behandelt wird u.a. der Bau des Walchenseekraftwerks und des Main-Donau-Kanals.

21.1.1916, Freitag

In Österreich-Ungarn wird das Dienstalter zur Wehrpflicht von bisher 50 auf 55 Jahre ausgedehnt. Die Betroffenen dürfen nur außerhalb des engeren Kriegsgebiets und nur höchstens sechs Wochen ohne Unterbrechung eingezogen werden. Eine neuerliche Einberufung ist nur nach zweimonatiger Dienstunterbrechung möglich.

In Italien werden die bisher für untauglich erklärten Dienstpflichtigen der Jahrgänge 1886 bis 1891 neu gemustert.

Die zuständigen Reichsbehörden geben bekannt, dass Fleischbrühe als Fleischspeise im Sinne der Rationierungsverordnung anzusehen ist und daher dienstags und freitags nicht verzehrt werden darf.

In Berlin wird der Stummfilm “Lohengrin” nach dem gleichnamigen Bühnenwerk von Richard Wagner uraufgeführt.

22.1.1916, Samstag

Deutsche und französische Regierungsstellen einigen sich über den Austausch von nicht wehrfähigen Zivilgefangenen. Die Regelung betrifft Frauen und Mädchen, Männer unter 17 und über 55 Jahren sowie Männer zwischen 17 und 55 Jahren, die wegen körperlicher Gebrechen für den Kriegsdienst untauglich sind.

Der deutsche Heeresbericht meldet einen erfolgreichen Minenangriff bei Ypern in Flandern. Die gegnerischen Stellungen wurden durch Sprengung auf einer Breite von 70 m zerstört.

23.1.1916, Sonntag

Österreichisch-ungarische Truppen besetzen Skutari und marschieren in Albanien ein.

Deutsche Marine-Flugzeuge bombardieren Hafenanlagen im südenglischen Dover.

24.1.1916, Montag

Bei Kut-el Amara im Irak werden die britischen Verbände durch Truppen des Osmanischen Reiches eingeschlossen.

Die schweizerischen Behörden geben bekannt, dass sich bislang 8000 Schweizer zur französischen Fremdenlegion gemeldet haben, von denen 3000 gefallen sind.

Das oberste Gericht der Vereinigten Staaten erklärt die Einkommensteuer für verfassungsgemäß. Durch den 16. Verfassungszusatz war 1913 erstmals eine Einkommensteuer in den USA eingeführt worden.

25.1.1916, Dienstag

Die kriegsgeschichtliche Sammelstelle des 9. Armeekorps in Hamburg ruft zur Einsendung von Briefen und Tagebüchern aus dem Felde auf, um nach dem Krieg eine umfassende Darstellung des Kampfgeschehens an allen Fronten erarbeiten zu können.

Der deutsche Städtetag fordert eine reichseinheitliche Koordinierung der Kartoffelversorgung.

Für die deutschen Bierbrauereien werden die Malz- und Gerstenkontingente um 20% herabgesetzt.

Zwischen Österreich-Ungarn und Montenegro wird der Waffenstillstand geschlossen.

26.1.1916, Mittwoch

Im britischen Unterhaus wird das Wehrpflichtgesetz in letzter Lesung angenommen.

Die Deutsche Reichsbank beginnt wegen des akuten Kleingeld-Mangels mit der Herausgabe von eisernen Zehn-Pfennig-Stücken anstelle der bisherigen Kupfer-Münzen.

Vor dem deutschen Konsulat in Lausanne wird die aus Anlass des Kaisergeburtstages gehisste deutsche Flagge niedergerissen. Als Täter wird ein Franzose ermittelt, der sich seiner Festnahme durch die Flucht nach Frankreich entzieht.

Im Großen Hauptquartier begeht Kaiser Wilhelm II. seinen 57. Geburtstag.

28.1.1916, Freitag

Der deutsche Heeresbericht gibt bekannt, dass seit dem 1. Oktober 1915 an der Westfront 63 gegnerische Flugzeuge bei 16 eigenen Verlusten abgeschossen worden seien.

Der amerikanische Präsident Woodrow Wilson beginnt eine Vortragsreise durch mehrere US-Bundesstaaten.

An der Börse in der deutschen Reichshauptstadt Berlin werden die Kurse für Auslandswährungen erstmals amtlich festgelegt.

Ein Erlass des 2. Armeekorps in Stettin sieht vor, dass Personen über 18 Jahre, die keiner Beschäftigung nachgehen, zur Zwangsarbeit verpflichtet werden.

Chroniknet