Bundesrepublik trotz Protesten auf dem Weg in westliche Militärbündnisse

Politik und Gesellschaft 1950:

Der Koreakrieg hat nicht nur für den Fernen Osten Folgen, sondern auch für Europa. Weil der Überfall Nordkoreas als Angriff des Kommunismus auf die freie Welt interpretiert wird, sehen viele nun auch Westeuropa, insbesondere die Bundesrepublik Deutschland, in Gefahr. Vor diesem Hintergrund, aber auch angesichts der zunehmenden Militarisierung der DDR-Volkspolizei steht die Frage zur Diskussion, ob die Bundesrepublik Deutschland einen eigenen Wehrbeitrag für das westliche Bündnis leisten soll – eine Frage, die Bundeskanzler Konrad Adenauer gegenüber den Alliierten schon vor einiger Zeit ins Gespräch gebracht hat. Für ihn bedeutet die Wiederbewaffnung auch ein Mittel auf dem Weg zu seiner vordringlichen außenpolitischen Zielsetzung, der festen Einbindung Westdeutschlands in die Staatengemeinschaft Westeuropas und der USA. Adenauers Vorstoß löst zwar auch viele Bedenken aus, fällt aber bei den Westalliierten letztlich auf fruchtbaren Boden: Im Dezember beschließt die NATO, die Bundesrepublik Deutschland zur Beteiligung an einer Europa-Armee einzuladen. die meisten Bundesbürger treten der Aussicht auf eine Wiederbewaffnung ihres Landes jedoch mit der Parole »Ohne mich!« entgegen.

Chroniknet