Autos für jedermann und Luxusmodelle für die Oberschicht

Auto und Verkehr 1938:

Thema Nr. 1 in der Autowelt des Jahres 1938 ist der Startschuss für das Volkswagenwerk bei Fallersleben und die Vorstellung des deutschen KdF-Autos für 990 Reichsmark (RM) am 26. Mai. Ansonsten dominiert in der deutschen Automobilproduktion – eine Folge der staatlich verordneten Typenbeschränkung – das Bewährte. Auf der am 18. Februar eröffneten und bis zum 6. März dauernden Internationalen Automobil- und Motorradausstellung in Berlin zeigt die deutsche Automobilindustrie die Linie 1938: Verbesserungen im Detail, Stromlinienförmigkeit ohne Übertreibungen, Autobahnfestigkeit auch bei hoher Dauergeschwindigkeit durch verbesserte Ölkühlung und – soweit möglich – Einsatz leichter Werkstoffe. Die Firma Adler präsentiert im Frühjahr 1938 ihren Typ 2,5 l (Sechszylindermotor) mit einer neuen Frontpartie; Verbesserungen im Styling gibt es auch beim Auto-Union Wanderer-Cabriolet (Sechszylindermotor, 2,7 l Hubraum). Die Preisgestaltung ist gegenüber dem Vorjahr fast unverändert: So kostet der preiswerteste Wagen von Auto-Union 5900 RM ab Werk, der billigste Wanderer 3875 RM und der preiswerteste Horch 8500 RM.

Die Firma Mercedes-Benz verlangt für ihre Standardmodelle Typ 170 V (1,7 l) 3750 RM, Typ 230 (2,3 l) 5875 RM und Typ 320 (3,2 l) 8950 RM. Der 1936 erstmals vorgestellte 170 V hat sich zu einem großen Verkaufsrenner entwickelt, er bietet vier Personen ausreichend Platz und kommt mit 38 PS auf 108 km/h Spitzengeschwindigkeit. Das preiswerteste Auto ist einmal mehr der Opel P4: Er kostet 1450 RM. Daneben hat Opel mit dem »Kadett« einen weiteren erfolgreichen Kleinwagen im Programm, der 1938 in leicht verändertem Design vorgestellt wird. Das erfolgreichste sportliche Fahrzeug bauen 1938 die Bayerischen Motorenwerke: Der BMW 328 (1,9 l Hubraum, Sechszylindermotor mit 80 PS und einer Höchstgeschwindigkeit von 150 km/h) beherrscht die Sportwagenrennen in der Zweiliterklasse.

Für die großen deutschen Automobilhersteller wird 1938 ein erfolgreiches Jahr. So produziert Auto-Union 62 000 Autos und 63 000 Motorräder. Die 4262 Mitarbeiter der Kölner Ford-Werke (Mercedes-Benz hat 1938 335 000 Beschäftigte) bauen 36 582 Fahrzeuge.

Am 15. November 1938 wird Oberst Adolf von Schell zum Generalbevollmächtigten für das Kraftfahrzeugwesen ernannt. Sein Auftrag: Fortführung der Motorisierung unter rationellem Einsatz von Menschen, Material und Geld. Erstes Ergebnis seiner Tätigkeit ist die Verordnung über Typenbeschränkungen beim Bau von Lastkraftwagen vom 30. November 1938.

In den USA erfolgt 1938 der endgültige Abschied von der Exklusivmarke Duesenberg. Die Firma Cadillac bringt ein neues Spitzenmodell heraus, den Cadillac V 16 (16 Zylinder, 7,1 l Hubraum, 185 PS). Die britische Nobelmarke Rolls-Royce präsentiert 1938 den Wraith. Er verfügt über einen überarbeiteten 25/30-Motor in einem maßstabgetreu verkleinerten Fahrgestell des Phantom III.

Die französische Automobilindustrie setzt auf gefälligere Verarbeitung und benzinsparende Motoren, bei denen die früher obligatorische fast tägliche Kontrolle des Kühlwasserstandes aufgrund technischer Verbesserungen entfällt. Sie zeigt ihre neuen Modelle auf der Pariser Autoschau im Oktober. Besonders beachtet werden der neue Citroën 15 CV mit Sechszylindermotor. Italiens führender Automobilhersteller Fiat präsentiert das Modell 2.800. Aus Italien kommt auch einer der schnellsten neuen europäischen Sportwagen, der Alfa Romeo, Typ 2.900 B, mit einer Höchstgeschwindigkeit von 190 km/h.

Chroniknet